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Anwendungen am Patienten

Anwendungen am Patienten

Gentherapie - "Die letzte Hoffnung?"
In Deutschland werden derzeit bevorzugt schwerstkranke Patienten, für die es keine anderen Heilmethoden gibt, mit Gentherapie behandelt. Für diese Menschen ist die Gentherapie die letzte Chance auf eine Heilung und die Rückkehr in ein „normales Leben“. Das bekannteste Beispiel sind die monogenetischen Immunerkrankungen, für die eine Knochenmarkspende derzeit die einzige Aussicht auf Heilung ist. Oft wird ein passender Spender nicht gefunden oder aber viel zu spät, so dass die Wiederherstellung des Immunsystems nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.

 

 

 

 

 

 

 

   David Vetter                  Rhys Evans  

 

SCID
Severe combined immunodeficiency (dt. schwerer kombinierter Immundefekt) ist ein Überbegriff für Krankheiten des Immunsystems. Es handelt sich um eine sehr seltene Krankheit. An SCID erkranken 1:50.000 bis 1:100.000 Säuglinge. Die sogenannten T-Zellen und B-Zellen des erworbenen Immunsystems müssen nach der Geburt ausreifen, um eine vollständige Immunabwehr zu leisten. Diese Zellen sind bei SCID-Patienten funktionell stark beeinträchtigt oder sie fehlen völlig. Thymusdrüse und Lymphknoten der Patienten sind oft unterentwickelt. Säuglinge mit SCID erkranken in den ersten Lebensmonaten an lebensbedrohlichen Infektionen durch Erreger, die bei Menschen mit normal ausgebildetem Immunsystem keine Probleme bereiten. Dazu gehören Lungenentzündungen, schwerste Durchfälle und Infektionen der Haut. Diese Infektionen verbreiten sich ungebremst im ganzen Körper und können zu einer Blutvergiftung führen. Darum müssen diese Patienten in einer völlig sterilen Umgebung leben, meist einem hermetisch abgeschlossenen Kunststoffzelt. Das hat den Begriff „Bubble Kids“ geprägt. Von SCID betroffene Kinder sind durch die ständigen Infektionen stark in ihrer Entwicklung gestört. Die Infektionen können zwar mit Antibiotika und Immunglobulinen behandelt werden, aber die Chance auf eine endgültige Heilung von SCID bietet bisher nur die Stammzell- oder Knochenmarkstransplantation mit einem passenden Spender sowie in einigen Fällen die Gentherapie.

Septische Granulomatose
Kurz CGD (chronic granulomatous disease). Patienten mit septischer Granulomatose leiden unter schweren, häufig nicht heilbaren Pilz- und Bakterieninfektionen, die zu schweren Organschäden und schließlich zum Tode führen können. Ursache des Defekts ist die mangelhafte Abtötung der eingedrungenen Erreger durch Fresszellen (Phagozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Wenn gesunde Fresszellen auf Bakterien oder Pilze treffen, werden in den Fresszellen durch ein Enzym (NADPH-Oxidase) toxische Sauerstoffverbindungen produziert, mit deren Hilfe die Fresszellen Bakterien und Pilze abtöten. Bei Patienten mit septischer Granulomatose liegt durch einen angeborenen genetischen Defekt eine Funktionsstörung der NADPH-Oxidase vor, so dass Fresszellen in den Körper eindringende Erreger nicht mehr beseitigen können. Die bisherige Standardbehandlung der septischen Granulomatose ist die Übertragung eines gesunden Immunsystems durch Stammzelltransplantation. Die Transplantation gut passender fremder Spenderzellen steht aber für die Mehrzahl betroffener Patienten nicht zur Verfügung und ist wegen der bestehenden schweren Infektionen für diese Patienten mit besonders großen Risiken behaftet. Gentherapie an körpereigenen Blutstammzellen stellt auch hier eine mögliche Alternative dar.

Was zeigen die Beispiele dieser beiden Patientengeschichten?
Die Beispiele von David Vetter und Rhys Evans verdeutlichen die Entwicklung in der Gentherapie. Es gibt viele schwere Erkrankungen, die mit herkömmlichen Methoden nicht beherrschbar sind und für die Gentherapie eine ernstzunehmende Option darstellt. Allerdings befinden wir uns am Anfang der Entwicklung dieser neuen Therapieform. Trotz erster Erfolge sind leider auch Rückschläge und Nebenwirkungen zu verzeichnen. Das Ziel ist, auf der Grundlage klarer wissenschaftlicher Erkenntnisse Schritt für Schritt das „therapeutische Fenster“ zu öffnen und zugleich Nebenwirkungen zu reduzieren.

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